"Kurz vor seinem Tod schrieb Satie zwei Ballette, die ihn noch weiter von de Konvention entfernt zeigen als Parade. Es waren Mercure* und Relache** (...) Man griff an Mercure die Merkmale an, die für Saties Musik bezeichnend sind: die Kürze, die Zusammensetzung aus kleinen Bausteinen, die Fusion mit der Alltagsmusik, die Nähe zum Cafe-Concert.(...) Man hat Relache als dadaistisches Ballett bezeichnet (...) Man kann Saties Musik eher neoklassizistisch nennen; die Häufigkeit von traditionellen musikalischen Formen legt das nahe. (...)Obwohl Saties Musik nicht dadaistisch ist, stimmt sie doch mit dem Stueck von Picabia überein: (...)Jedes Element bleibt für sich isoliert stehen, als Einheit, als Augenblick, als Instant.(...) Sie ist instantaneistisch. Jedoch ist das für Satie keineswegs neu. Seine Musik war von Anfang an so."
(Wehmeyer, Satie, 2005, S. 111 ff.)
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Kinder lieben das Neue. Erst im Alter der 'Vernunft' verlieren sie die Lust am Neuen. Instinktiv verabscheuen sie die 'alten Ideen': sie ahnen, dass genau die es sind, die sie bald 'anöden' werden - wenn sie im vollen Besitz ihrer 'Intelligenz' sind."
(1922, Schriften, S.221)
1922
"Ich wünschte, meine Gegner, diese braven Leute, würden mich besser kennen.
Mal machen sie einen Verrückten aus mir; mal präsentieren sie mich als jemanden von einer Seichtheit, die nur der ihren vergleichbar ist. Vielleicht täuschen sie sich."
(1923, Schriften, S. 189)
* Mercure (1924) Zusammenarbeit von Picasso, Massine & Satie
** Relache (1924)
mit dem Pausen-Film Entr'acte - Szenario: Picabia, Musik: Satie
Für den Film "Entr'acte" (René Clair, 1924), der in der Pause des Balletts "Relache" gezeigt wurde, hat Satie eine Orchestermusik - die erste punkt-genaue Filmmusik überhaupt - geschrieben.
In unserer Aufnahme ist zunächst der Prolog mit der originalen Orchestereinspielung unter dem Satie-Vertrauten Henri Sauguet (1967) zu sehen, dann folgt die Klavierduofassung ("Cinéma" von Milhaud - eingerichtet für präpariertes Klavier von Alexei Lubimov). Leider aus Urheberrechtsgründen hier nur als "Quickrun" zu sehen bzw. zu hören. > HIER
Übrigens: Im Prolog zeigen sich Erik Satie und Francis Picabia (der Drehbuchautor) selbst im Bild. Zu Beginn des 2.Teils sind auf dem Sargwagen für 1 Sekunde die Initialen von beiden in einem Herz zu sehen: "FP" und " ES", danach ist das Trauermarsch-Zitat von Chopin zu hören. Darüberhinaus ist dieser "surrealistische" Streifen von René Clair eine wahre Fundgrube und ein frühes Spiel mit filmischen Mitteln...-
LIve-Mitschnitt SATIE-FESTIVAL Hamburg 2016
Weitere Infos unter: http://erik-satie.info/satie-FESTIVAL.html