Satie an seinen Bruder Conrad Satie, 22.Juli 1896 (?)
(aus: Erik Satie - Corréspondance prèsque complète, herausgegeben von Ornella Volta, Verlag Fayard/Imec, Paris 1991 -
deutsche Ausgabe: Erik Satie - Briefe 1 - Wolke-Verlag, Hofheim 1991)
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Satie to his brother Conrad, 22 July 1896(?)
(from: Ornella Volta, Satie - Seen Through His Letters, London/New York,
1989 - Translation: Marion Boyars, p.68)
Mon pauvre Tiby, Je suis ruiné. La roue de la fortune n'est plus accrochee dans Ma main; c'est la Misere, cette femme aux puissantes mamelles, qui vient desormais Me tenir societe. Que vas-tu dire?
Mon desir clair de t'apprendre Ma chute, hier, devant nos amis. Je ne sais ce qui M'a retenu de la faire; sans doute la memoire M'aura manque, ce qui arrive souvent; ou bien J'aurai ete arrete par quelque chose; un rien vous fait parfois omettre ce qu'on souhaite le plus; et puis, peut-etre ai-Je percu que temps n'etait pas bien choisi; que cela pourrait ne pas etre bien vu, ou que ton language serrait froid.
Oui, Je suis ruine. Que vas-tu dire?
Le plus ennuyeux est fait; malheureusement Je n'ai plus un sou dans Ma bourse, c'est la le pire. Tu serais bien bon de Me faire parvenir un petit secours sous forme d'un bon de poste; sans quoi Je serai expose a partir fort cruellement, Je te le dis. Apres tout, diras-tu, ce serait bien fait pour Moi; il ne fallait pas etre si rapide a depenser. Je le sais.
Le "Placard" va Me recevoir dans trois jours: Je songe a demenager pour le terme prochain; le conge est donne.
Je compte sur toi pour hospitaliser Mes raretes: le portrait de Feure, celui de La Rochefoucauld, et des nombreux dessins. En plus, il y aura une table, deux bancs et un coffre.
Que vas-tu dire?
Je t'embrasse et Je te prie de Me pardonner ce que J'ai fait.
Erik Satie
Mein armer Tiby, ich bin ruiniert. Ich halte das Gluecksrad nicht mehr fest in der Hand; die Misere, jenes Weib mit den gewaltigen Brüsten, wird mir von nun an Gesellschaft leisten. Was wirst Du dazu sagen?
Mein fester Vorsatz, Dir meinen Absturz mitzuteilen, gestern, vor unseren Freunden. Ich weiß nicht, was mich abgehalten hat; ohne Zweifel war es mein kurzes Gedächtnis, das kommt häufig vor; oder irgendetwas anderes hat mich daran gehindert; wegen einer Winzigkeit versäumt man bisweilen das, was man sich am sehnlichsten wünscht; und vielleicht habe ich erkannt, dass es nicht der rechte Moment war; dass es womöglich nicht gern gesehen gewesen wäre, oder dass Du einen rauen Ton angeschlagen hättest.
Jawohl, ich bin ruiniert. Was wirst Du dazu sagen?
Das Unangenehmste ist damit erledigt; ich habe keinen Sou mehr in meinem Geldbeutel, das ist das Schlimmste. Du wirst so gut sein, mir eine kleine Hilfe in Form einer Postanweisung zukommen zu lassen; ohne diese wäre ich gezwungen, sehr hart zu büßen; das sage ich Dir. Im Grund genommen, wirst Du sagen, stünde mir das durchaus zu; mit dem Ausgeben darf man nicht so schnell bei der Hand sein. Ich weiss.
In drei Tagen geht es ab in den "Wandschrank": ich hab' vor, zum nächsten Mietzahlungstermin umzuziehen; ich habe schon gekündigt.
Ich hoffe, Du wirst meinen Kostbarkeiten Gastfreundschaft gewähren: dem Porträt von Feure, dem von La Rochefoucauld und einer Menge Zeichnungen. Außerdem wären da ein Tisch, zwei Bänke und eine Truhe. Was wirst Du dazu sagen?
Ich umarme Dich und bitte Dich, mir zu verzeihen, was ich getan habe.
Erik Satie
My poor Tiby, I am ruined. The wheel of fortune is no longer in My grasp; it is destitution; that woman with the huge breasts who has come to keep Me company from now on.
What will you say?
My evident wish to tell you of My fall, yesterday, in front of our friends. I don't know what prevented Me from doing so; no doubt My memory failed Me, that often happens; or something stopped Me; a trifle sometimes makes us leave undone what we most wanted to do; and then, perhaps, I noticed that it was not the right moment; that it might have been cold. Yes: I am ruined.
What will you say?
The most troublesome part of it is over; unfortunately I haven't a sou in my purse, that's the worst thing. It would be very kind if you would send Me a little help in the shape of a money order; without which I shall be exposed to cruel suffering, I tell you. After all, you may say, that serves him right; he shouldn't have spent his money so fast. I know.
The 'Cupboard' is waiting to receive Me in three days.: I'm planning to move house next quarter; I've already given notice.
I'm counting on you to provide a haven for My cherished possessions; my portrait by de Feure, the one by La Rochefoucauld and many drawings. In addition there are a table, two benches and a coffer.
What will you say?
I embrace you and beg you to forgive Me for what I have done.
Erik Satie
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